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Interreligiöse Fachgruppe erarbeitet ersten IRU-Lehrplan der Schweiz

Zum neuen Schuljahr stellen wir den «Lehrplan Islamischer Religionsunterricht (IRU) im Kanton Thurgau» vor. Er ist von einer interreligiös zusammengesetzten Fachgruppe entwickelt worden. Er ist schweizweit einmalig. Er nimmt Bezug auf den Lehrplan 21 der Volksschule und ist auf die Verhältnisse in der deutschsprachigen Schweiz zugeschnitten. Den Lehrpersonen sowie den Trägern des konfessionellen IRUs im Kanton Thurgau bietet der Lehrplan einen orientierenden Rahmen. Gleichzeitig leistet er einen Beitrag zur Transparenz und zur Vertrauensbildung gegenüber den Behörden der beteiligten Schulgemeinden, dem kantonalen Departement für Erziehung und Kultur (DEK) sowie gegenüber der Öffentlichkeit.

Lehrplan im PDF

Leitideen des Lehrplans Islamischer Religionsunterricht Thurgau

An vier Thurgauer Schulgemeinden gibt es Projekte Islamischen Religionsunterrichts. Das Projekt in Kreuzlingen gibt es seit 2010. Es wirkt wie ein Leuchtturm. An seinem Konzept und seiner organisatorischen Struktur orientierten sich die IRU-Projekte in Romanshorn (2022) und Neuhausen (2022, Kanton Schaffhausen). Mit Verweis auf die guten Erfahrungen mit dem Kreuzlinger IRU-Projekt gingen die Schulleitungen der Primarschulgemeinden von Sulgen (2019) und Bürglen (2024) auf die ansässigen Moscheegemeinden zu und luden sie ein, ähnliche Projekte zu entwickeln. In allen genannten Schulgemeinden gibt es einen beträchtlichen Anteil muslimischer Schülerinnen und Schüler (mindestens ca. 15%).

Entstehung

Im Mai 2023 erteilten die IRU-Trägervereine sowie der Dachverband Islamischer Organisationen der Ostschweiz und des Fürstentums Liechtenstein (DIGO) dem Interreligiösen Arbeitskreis im Kanton Thurgau (IATG) den Auftrag, die IRU-Belange bis zum Sommer 2026 auf kantonaler Ebene zu koordinieren. Im Rahmen dieses Mandats berief der IATG eine multireligiös zusammengestellte Fachgruppe. Sie setzt sich zusammen aus:

Der IRU-Lehrplan nimmt Mass am offiziellen Lehrplan 21 der Volksschule sowie an den im Anschluss entwickelten konfessionellen Lehrplänen für den christlichen Religionsunterricht im Auftrag der Landeskirchen. Finanziell wurde die IRU-Lehrplanung einmalig unterstützt vom Bundesamt für Polizei (Fr. 23'000.-) sowie von den Thurgauer Landeskirchen (je Fr. 4'000.-).

 

Kompetenzorientiertes Lernen. IRU-Klasse in Romanshorn

Einführung der muslimischen Lehrpersonen in die Kompetenz-orientierte Didaktik des Lehrplans

Parallel zur Entwicklung des Lehrplans führte die Fachgruppe die Lehrpersonen der beteiligten Projekte in die Kompetenz-orientierte Didaktik des Lehrplans ein. Neben Unterrichtsbesuchen durch theologische und religionspädagogische Fachpersonen nehmen die Lehrpersonen an Weiterbildungs-Workshops teil:

Von Oktober 2024 bis Marz 2025 führten wir eine Konsultation zum IRU-Lehrplan durch. Wir richteten uns an die Verantwortlichen und Lehrpersonen der IRU-Projekte in anderen Kantonen (Vernetzung), an religionspädagogische und theologische Fachpersonen (Qualitätskontrolle) sowie an Behörden von Schulgemeinden mit IRU-Projekten. Wir stellen Ergebnisse dieser Konsultation vor.

Seit dem Schuljahr 2024/2025 gestalteten die muslimischen Lehrpersonen an den Schulen in Kreuzlingen, Romanshorn und Bürglen ihren Unterricht nach dem neuen Lehrplan. Das erste Schuljahr 2024/25 diente als Pilotphase, während der die Lehrpersonen begleitet wurden. Mit dem Beginn des aktuellen Schuljahres wird der IRU-Lehrplan definitiv eingeführt. Lehrpersonen können bereits von ihren Erfahrungen während der Pilotphase berichten.

Matthias Loretan
Präsident des Interreligiösen Arbeitskreises im Kanton Thurgau
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, 079 644 52 73

Rehan Neziri
Imam und IRU-Lehrperson in Kreuzlingen
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, 071 670 12 16, 078 768 67 45

Daniel Ritter
Leiter der Fachgruppe IRU-Lehrplan, Leiter der Fachstelle Religionspädagogik
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, 079 202 10 86

 

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