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Die aktuelle Eskalation der Gewalt im Nahen Osten macht ratlos. Der terroristische und menschenverachtende Angriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober jagt jüdischen Menschen überall auf der Welt Angst und Schrecken ein. Israel muss darauf auch eine militärische Antwort finden, denn es geht um seine Existenz. Doch mit welchen Mitteln soll und darf Israel sich wehren? Darf mit der vollständigen Blockade des Gazastreifens die palästinensische Zivilbevölkerung in Geisselhaft genommen werden? Kriegsverbrechen gegen Kriegsverbrechen?

In diesem Dilemma rufen wir auf zum Gebet. Die Eskalation der Gewalt hat israelische und palästinensische Familien in Trauer, Schmerz, Angst und Panik versetzt. Wir sind schockiert über das Ausmass und die Brutalität der Gewalt und trauern um die unschuldigen Menschen, die ihr Leben verloren haben.

 

Gebet für die Menschen in Israel und Palästina

Pia Baumann

 

Gott, wir sehen die Bilder aus Israel und Palästina.

Wir sehen unbeschreibliche Gewalt.

Wir sehen Menschen, die um ihr Leben rennen. 

Die sich verstecken. Und doch keinen Schutz finden.

Die Bilder über den terroristischen Angriff der Hamas und

die Bombardements der Israeli

machen uns sprachlos. Hilflos.

Nichts, was wir tun oder sagen, macht das Grauen ungeschehen.

Unsere Ohnmacht bringen wir vor dich. Stille

 

Wir bitten dich, Gott,

Für die Menschen in Israel und Palästina.

Für die Verschleppten. Die Verletzten. Die Trauernden.

Für die, die nicht wissen, was mit ihren Liebsten ist.

Die es vielleicht nie wissen werden.

Nimm dich ihrer an.

 

Wir bitten dich, Gott, für alle, die versuchen zu helfen.

Für alle, die diesen ewigen Kreislauf der Gewalt beenden wollen.

Nimm dich ihrer an.

 

Wir bitten dich Gott, für alle Menschen, die unter Krieg und Gewalt leiden.

In Israel, Palästina, in der Ukraine, im Kosovo, auf der ganzen Welt.

Schenke ihnen Zukunft und Hoffnung.

Denn Du, Gott, hast Gedanken des Friedens und nicht des Unheils. Erbarme dich.

 

 

Die internationale Staatengemeinschaft tut gut daran, die Einhaltung des humanitären Völkerrechts einzufordern, entsprechend die Kriegsverbrechen der Hamas zu verurteilen und auf der Verhältnismässigkeit der israelischen Antwort zu bestehen. Doch die Akteure der internationalen Politik haben auch eigene Machtinteressen, die dem nachhaltigen Frieden in der Region nicht förderlich sind.

Welchen Beitrag können die Religionen zur Deeskalation der aktuellen Krise und zu einer nachhaltigen Friedenssicherung leisten? 
Der israelisch-palästinensische Konflikt ist selbst religiös imprägniert. Auf beiden Seiten gibt es Kriegstreiber, die einseitige Ansprüche religiös legitimieren und deren militärische Durchsetzung absegnen. Doch die Religionen verfügen auch über Ressourcen der Versöhnung sowie der nachhaltigen Friedenssicherung. Welche Rolle kann der Dialog zwischen den Angehörigen verschiedener Religionen dabei spielen?

Aus jüdischer Perspektive hat Alfred Bodenheimer, Krimiautor und Professor für jüdische Literatur und Religionsgeschichte an der Universität Basel, im Online-Magazin «Republik» vom 18. Oktober dazu Folgendes in Erinnerung gerufen: «Das Böse kann man nur überwinden, wenn man sich zum Ziel nimmt, es mit Humanität, Solidarität und Geist zu versuchen. Optimismus ist das Gegenteil von Messianismus, er braucht und will kein Armageddon, sondern sucht jede Nische, in der sich etwas pflanzen liesse, was irgendwann blühen kann. Diese Nischen erkennt man in der Brandlandschaft des aktuellen Israel in der Bereitschaft, weiterzumachen, sich zu organisieren, zu helfen, über ideologische und religiöse Grenzen hinaus.»

Der Interreligiöse Arbeitskreis im Kanton Thurgau führt Menschen in unserem Nahraum zu aussöhnenden Begegnungen zusammen. Wir bieten Ihnen hier einen kurzen Überblick über die aktuellen Anlässe zum Thema, für die wir entweder selbst die Verantwortung tragen oder für die wir mit Partnern in der Region zusammenarbeiten. Alle diese Veranstaltungen waren vor der Eskalation des aktuellen Konflikts geplant und erhalten nun eine traurige Aktualität. Wir hoffen, mit diesen Veranstaltungen dazu beizutragen, dass die eskalierende Logik von feindseliger Übertragung und Gegenübertragung im Kriegsgebiet nicht einfach unbesehen übernommen wird, sondern dass die gewachsene Tradition des interreligiösen Dialogs das Vertrauen zwischen den Angehörigen der involvierten Religionen vertieft und somit den Frieden wenigstens hierzulande stärkt.

 

JÜDISCHES LEBEN IN KONSTANZ

Stadtführung - Besuch der Synagoge

Begegnung mit dem Rabbiner Avraham Yitzchak Radbil 
Mittwoch, 25. Oktober 2023, 17.00 - 20.00 Uhr

Vgl. Attachment und Link auf Artikel in forumKirche sowie auf unsere Webseite.

Diese Veranstaltung ist bereits seit Anfang Oktober ausgebucht. Es besteht eine Warteliste.

 

WEGE DER VERSÖHNUNG IN ISRAEL

Am 14. Mai 1948 wurde Israel als unabhängiger Staat ausgerufen. Gleichzeitig brach ein Krieg aus. Grosse Teile der arabischen Bevölkerung flüchtete oder wurde vertrieben. Palästinenser sprechen von der «Nakba», der Katastrophe.

Heute, 75 Jahre nach der Staatsgründung, dauern die Konflikte an. Trotzdem gibt es Orte, an denen Versöhnung im Alltag gelebt wird.
Link auf Flyer zu den beiden folgenden Veranstaltungen

Montag, 6. November 2023, 19.30 - 21 Uhr
Ulrichshaus, Gaissbergstrasse 1, Kreuzlingen
Das Friedensdorf Neve Schalom / Wahat al-Salam
Begegnung mit Gabriel Oser, Präsident des Schweizer Unterstützungsvereins Der Name des Dorfes bedeutet «Oase des Friedens». Dort wohnen Juden und Palästinenser, Moslems und Christen zusammen. Das Dorf wurde 1972 gegründet. Es zählt heute über 60 Familien.

Donnerstag, 16. November 2023, 19.30 – 21.30 Uhr
Kino Roxy, Salmsacherstrasse 1, Romanshorn
Zwei Träume - Eine israelisch-palästinensische Dorfgeschichte

Barbara Miller porträtiert in ihrem 55minütigen Film «Zwei Träume» den israelischen Filmemacher Michael Kaminer. Er lebt in einem Kibbuz, der 1948 auf den Trümmern eines palästinensischen Dorfes errichtet wurde. In seinen Filmen sucht er nach Spuren der verschwiegenen Geschichte und konfrontiert damit seine Mitbewohner. Gleichzeitig sucht er in Flüchtlingscamps nach Palästinenser*innen, die vom Land vertrieben wurden, auf dem heute sein Kibbuz steht. – Anschliessend an den Film Gespräch mit Kerstin Göller, der Verantwortlichen für die Programme Israel/Palästina des Hilfswerks HEKS.

 

INTERRELIGIÖSES GESPRÄCH IN WEINFELDEN

Mittwoch, 17. Januar 2024, 19.00 - 21.00 Uhr, Kath.Pfarreizentrum, Freiestrasse 13, Weinfelden
Sarah und Hagar/Hadschar - Krach in Abrahams Familie. Zur Rolle der Geschlechter im interreligiösen Dialog

Welche Unterschiede machen die Heiligen Schriften Koran und Bibel, wenn sie über Stammmütter und Stammväter erzählen? Gibt es eine spezifisch weibliche oder feministische Art, die religiösen Urkunden zu verstehen? 
Bei den interreligiösen Gesprächen über Schlüsselfiguren im Judentum, im Christentum und im Islam bringen eingeladene Fachleute ihr Wissen ein, das die Teilnehmenden aus verschiedenen Konfessionen miteinander beraten. Moderation der aktuellen Ausgabe: Matthias Loretan.

· Ann-Katrin Gässlein, Theologin in der Citypastoral der katholischen Kirche im Lebensraum St. Gallen

· Sümeyra Karasoy, Theologin, Religionsbeauftragte für die türkischen Moscheen im Thurgau

· Dr. Shlomo Tikochinski, Rabbiner in St. Gallen

 

RUNDER TISCH DER RELIGIONEN IN KREUZLINGEN 
Mittwoch, 8. November 2023, 19.30 Uhr
Evangelisches Kirchgemeindehaus Kreuzlingen, Bärenstrasse 25
Ist der Koran frauenfeindlich? Vortrag von Imam Rehan Neziri
Runder Tisch der Religionen. Literatur: Rehan Neziri: Ist der Koran frauenfeindlich, rassistisch und mörderisch? Kreuzlingen 2023

Dienstag, 13. Februar 2024, 19.30 Uhr
Albanische Moschee, Romanshornerstrasse 16, Kreuzlingen
Ist die Bibel frauenfeindlich? Vortrag von Dr. theol. Monika Egger
Die Bibel – ein Buch voll Hoffnung im Ringen um Gerechtigkeit. 
Die Bibel – ein Buch voll Gewalt und Unterdrückung. Frauen und Fremde kommen nicht gut weg. Dennoch ergreifen biblische Texte immer wieder Partei für sie. Moni Egger zeigt biblische Erzählmuster auf und gibt Hilfen zum Verstehen "schwieriger" Texte. Sie geht ihr Thema spielerisch & feministisch an. 

 

Vorstand des Interreligiösen Arbeitskreises im Kanton Thurgau

23. Oktober 2023

 

 

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Kommentar:

 

Das Programm, das ihr da zusammengestellt habt, ist ja wirklich (und gleichzeitig leider) eine Fügung … Auch das Gebet ist wunderbar. Ich füge nachfolgend das wohl bekannteste Gebet aus den Bahá'í-Schriften für Kriegssituationen an, leicht gekürzt.

(Mark)

 

O Gott, o Gott! Du siehst, wie schwarze Finsternis diese Lande umfängt, wie diese Lande brennen in der Zwietracht Flamme, wie mörderisch ... des Krieges Feuer lodert. Blut wird vergossen, Leichen bedecken ringsum die Erde, und abgeschlagen liegen Häupter im Staub des Schlachtfelds.

O Herr! Erbarme Dich dieser Unwissenden, schaue auf sie mit dem Auge des Vergebens und Verzeihens. Lösche dieses Feuer, so daß die dichten Wolken sich verziehen, die den Himmel verdunkeln, daß die Sonne der Wirklichkeit leuchte mit den Strahlen der Versöhnung, das tiefe Dunkel sich teile und alle Lande vom strahlenden Lichte des Friedens erleuchtet werden.
O Herr! Zieh Du das Volk aus dem abgründigen Meer des Hasses und der Feindseligkeit, befreie es aus dieser undurchdringlichen Finsternis. Vereinige die Herzen, erleuchte die Augen mit dem Lichte des Friedens und der Versöhnung.
Errette sie aus den Tiefen des Krieges und des Blutvergießens, befreie sie aus des Irrtums Finsternis. Reiße den Schleier von ihren Augen und erleuchte ihre Herzen mit dem Lichte der Führung. Verfahre mit ihnen nach Deinem zarten Erbarmen und Mitleid, nicht nach Deinem gerechten Zorn, der den Mächtigen die Glieder zittern läßt.

O Herr! Krieg folgt auf Krieg. Not und Angst nehmen überhand, einst blühende Länder sind alle verheert.
O Herr! Die Herzen sind schwer, die Seelen voll Qual. Erbarme Dich dieser Armen, überlaß sie nicht ihrer maßlosen Gier.

O Herr! Sende durch Deine Lande demütige, ergebene Seelen, das Antlitz erleuchtet von den Strahlen der Führung, gelöst von der Welt, Deinen Namen preisend, Dein Lob kündend. Laß sie Deiner Heiligkeit Düfte unter den Menschen verbreiten.
O Herr! Stärke ihnen den Rücken, gürte ihre Lenden und entzücke ihre Herzen mit den mächtigsten Zeichen Deiner Liebe.
O Herr! Wahrlich, sie sind schwach, und Du bist der Gewaltige, der Mächtige. Ohnmächtig sind sie, Du aber bist der Helfer, der Gnadenvolle.

O Herr! Das Meer des Aufruhrs wogt, und diesen Sturm stillt allein Deine grenzenlose Gnade, die alle Lande umfängt.

O Herr! Wahrlich, die Menschen schmachten im Abgrund der Leidenschaft; nur Deine unendlichen Gnadengaben können sie daraus retten.
O Herr! Vertreibe die Finsternis dieser verderbten Begierden, erhelle die Herzen mit der Lampe Deiner Liebe, die bald alle Lande erleuchten wird. ... Sei Du ihr Gefährte in der Einsamkeit, ihrer Sorgen Tilger und ihr Trost im Unglück. Sei Du ihrem Durst ein frischer Trunk, ihren Gebrechen eine Arznei, ein Balsam der verzehrenden Glut ihrer Herzen.

Wahrlich, Du bist der Freigebigste, der Herr überfließender Gnade, und wahrlich, Du bist der Mitleidvolle, der Gnadenreiche.

 

Abdu'l-Bahá